Möglich gemacht haben das die Lieferanten, Anleihenbesitzer und sonstigen Gläubiger, die dem Sanierungsplan zustimmten und sich zunächst mit einer Begleichung von 16 Prozent ihrer offenen Forderungen begnügten. Weitere Zahlungen wurden in Aussicht gestellt.
Ebenfalls maßgeblich an der Sanierung beteiligt ist Stefan Quandt, einer der BMW-Erben. Er wird 94 Prozent des Grundkapitals von 5 Millionen Euro halten und darüber hinaus ein Darlehen über 5 Millionen Euro gewähren. Von den bislang 435 Mitarbeitern des Unternehmens verlieren knapp 100 ihren Arbeitsplatz. Darüber hinaus müssen sich zumindest die in der Modulproduktion beschäftigten Arbeitnehmer in der nächsten Zeit auf Kurzarbeit und somit zumindest vorübergehend auf Einkommenseinbußen einstellen.
Auf dem Weg zum Systemhersteller
Bislang war die SOLARWATT AG ein reiner Modulhersteller. Wie so oft besteht die Grundidee des Rettungsplans darin, sich künftig auf Bereiche zu konzentrieren, in denen keine unmittelbare Konkurrenz aus China und anderen Ländern mit deutlich niedrigeren Lohnkosten droht. SOLARWATT wird sich künftig auf Komplettsysteme zur weitgehend autarken Energieversorgung mittels der Photovoltaik konzentrieren.
Das Vorhaben ist durchaus ehrgeizig. In der allgemeinen Diskussion um die Erhöhung des Eigenverbrauchs des selbst erzeugten Solarstroms werden primär drei Wege diskutiert: Die Stromspeicherung, die effiziente Umwandlung von Strom in Wärme zur einfacheren Speicherung und die intelligente Steuerung des Stromverbrauchs. SOLARWATT will alle drei gleichzeitig gehen.
Smart Grids, Batteriespeicher und Wärmepumpen
So lautet in Kurzform das Konzept, mit dem SOLARWATT noch in diesem Jahr erfolgreich sein möchte. Ein Tool namens SOLARWATT ENERGY MANAGER soll nicht nur die Verbrauchsdaten der Kundenhaushalte analysieren, sondern auch die Steuerung von Elektrogeräten übernehmen. Die Waschmaschine wird beispielsweise dann gestartet, wenn die Photovoltaikanlage viel Strom erzeugt. Die Kunden sollen via Smartphone oder PC jederzeit in diese Steuerung eingreifen können. Noch im Herbst soll die erforderliche Software bereitstehen.
Diese Idee wird schon länger unter dem Schlagwort „Smart Grids“ diskutiert, allerdings übernimmt dort der Netzbetreiber die Steuerung, nicht der Photovoltaik Hersteller. Darüber hinaus ist für 2013 die Markteinführung eigener Batteriespeicher geplant, um Solarstrom tagsüber speichern zu können, statt ihn einzuspeisen. Auch die Kopplung der Photovoltaikanlage an eine Wärmepumpe soll 2013 umgesetzt werden, um den Solarstrom besonders effektiv für Heizungen und Klimaanlagen nutzen zu können. Ein mehr als ambitioniertes Programm! Ein wenig stutzig macht, dass all diese Ideen seit Langem bekannt sind, aber bislang nur zu einem geringen Teil umgesetzt werden konnten.