Selbstverständlich ruft das sofort die Politik, die Stromkonzerne, die Wirtschaftsverbände, die Verbraucherschützer, die Branchenverbände der erneuerbaren Energien und alle anderen üblichen Verdächtigen auf den Plan, die nach den Schuldigen suchen.
Die Zahlen
Weitgehend unstrittig sind die nackten Zahlen. Die EEG-Umlage dient dazu, den Stromnetzbetreibern die Differenz zwischen der von ihnen zu zahlenden Einspeisevergütung und den Verkaufserlösen für den eingespeisten Ökostrom zu erstatten. Dazu reicht sie nicht aus, bis Anfang September ist in diesem Jahr bereits eine Deckungslücke von rund 2,6 Milliarden Euro entstanden. Bis zum Jahresende werden voraussichtlich mehr als 4 Milliarden Euro fehlen. Insgesamt wurden an die Erzeuger von Ökostrom in diesem Jahr bislang knapp 16 Milliarden Euro ausgezahlt, denen nur Erlöse von rund 2,4 Milliarden Euro gegenüberstanden, die für den Strom an der Strombörse erzielt werden konnten. Eben diese Differenz ist es, die von den Verbrauchern über die EEG-Umlage aufgebracht werden muss.
Zu viel Ökostrom?
So eindeutig die Zahlen sind, so schwierig ist ihre Interpretation. So widerspricht der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) vehement der nahe liegenden Auffassung, der hohe Zubau der regenerativen Energien im Allgemeinen und der Photovoltaik im Besonderen treibe die Umlage in die Höhe. Ginge es nur darum, müsste die Umlage laut einer Berechnung des BEE lediglich um etwa 0,2 Cent steigen. Einer der Hauptgründe für den dramatischen Anstieg sei vielmehr die viel zu großzügige Befreiung der Industrieunternehmen von der EEG-Umlage. Unstrittig ist, dass diese Befreiung von Großkunden zu einer verstärkten Belastung der Kleinverbraucher führt, umstritten ist lediglich die wirtschaftspolitische Berechtigung dieses Industrieprivilegs. Dieses Privileg wirkt sich übrigens deutlich stärker aus, als die einfache Berechnung "Ersparnis = Stromverbrauch *eingesparte EEG-Umlage" vermuten lässt.
Die Crux
Die Photovoltaik führt mittags oft zu einem sehr hohen Stromangebot, das den Börsenpreis für Strom deutlich drückt. Großverbraucher kaufen ihren Strom zu diesem Börsenpreis ein, profitieren also zusätzlich von der preissenkenden Wirkung der Photovoltaik. Genau das ist die Crux der Berechnungen: Sinkt der Strompreis an der Börse um einen Cent pro Kilowattstunde, steigt die Erstattung an die Netzbetreiber um genau diesen einen Cent. Für sie ist das ein Nullsummenspiel. Die erhöhte Erstattung kommt eins zu eins beim privaten Endkunden an, der sinkende Börsenpreis jedoch nicht. Die Differenz landet irgendwo auf dem Weg von der Strombörse zur Kaffeemaschine als Gewinn in einer Unternehmensbilanz.