Menü

Direktvermarktung von Solarstrom

Seit Anfang dieses Jahres fördert die Bundesregierung den Direktvertrieb von Solarstrom mit den beiden Instrumenten "Marktprämie" und "Managementprämie". Damit wird das Ziel verfolgt, Betreiber von Photovoltaikanlagen dazu zu bewegen, ihren Strom direkt an der Leipziger Strombörse zu verkaufen, statt die Einspeisevergütung in Anspruch zu nehmen.



Da die Einspeisevergütung höher als der Strompreis an der Börse ist, werden zu diesem Zweck diese beiden finanziellen Anreize gesetzt. Inzwischen haben professionelle Stromhändler darin ein lukratives Geschäftsmodell entdeckt. Sie übernehmen für den Kunden die Vermarktung und bieten eine Reihe weiterer Serviceleistungen an, die den Anlagenbetreiber praktisch von allen anfallenden Arbeiten entlasten.

Kein Angebot für Kleinanlagen

Zielgruppe dieser Stromhändler sind keine Betreiber von kleinen Dachanlagen. Der Anbieter Next Kraftwerk GmbH setzt eine minimale Nennleistung der Photovoltaikanlage von 250 Kilowatt voraus, die Energy2market GmbH 500 Kilowatt. Sogar ein Megawatt Nennleistung wird von der Grünstromwerk GmbH gefordert, die dafür aber eine bemerkenswerte Zusicherung gibt: Kunden wird garantiert, dass ihr Erlös für den produzierten Strom höher als die Einspeisevergütung ist.

Die Marktprämie

Die Marktprämie ist das zentrale Förderelement. Diese Prämie wird monatlich neu berechnet und entspricht in ihrer Höhe der Differenz zwischen dem durchschnittlichen Börsenstrompreis und der aktuellen Einspeisevergütung. Diese Differenz wird dem Anlagenbetreiber über die Marktprämie erstattet. Das gilt auch dann, wenn der Strom zu einem überdurchschnittlichen Preis vermarktet wurde. In diesem Fall übersteigt der Gesamterlös daher die Einspeisevergütung.

Die Managementprämie

Diese Prämie soll den Mehraufwand kompensieren, der durch die direkte Vermarktung des Stroms verursacht wird. Wer seinen Strom an der Strombörse verkaufen will, muss eine zuverlässige Einspeiseprognose abgeben. Das bedeutet, er muss die künftige Einspeisung möglichst exakt vorhersagen. Weicht die tatsächliche Einspeisung von der Prognose ab, werden Strafzahlungen fällig, die mit der Größe der Abweichung steigen.

Daher sind möglichst präzise Prognosen erforderlich. Da Photovoltaikanlagen wetterbedingten Leistungsschwankungen unterliegen, sind dazu auch zuverlässige Wetterprognosen erforderlich. Das bedeutet nicht nur einen erheblichen Arbeitsaufwand, sondern birgt auch ein Restrisiko für kostspielige Fehlprognosen. Daher ist die Managementprämie mit 1,2 Cent pro Kilowattstunde für Solaranlagen deutlich höher als beispielsweise für Biomasse Kraftwerke, für die sie nur 0,3 Cent beträgt.

Eine Win-Win Situation

Die Inanspruchnahme der Dienste der Großhändler kann sich für den Anlagenbetreiber durchaus rechnen. Eigentlich wäre zu vermuten, dass die Einschaltung eines Zwischenhändlers den Gewinn eher reduziert. Hier aber liegen die Dinge anders, wofür es mehrere Gründe gibt. Der wichtigste Grund liegt darin, dass die Einspeiseprognose für eine große Zahl von Photovoltaikanlagen präziser ist als für eine einzelne Anlage. Individuelle Abweichungen heben sich weitgehend auf, Statistiker nennen dies das Gesetz der großen Zahl.

Daher fassen die Großhändler eine Vielzahl von Anlagen zu virtuellen Kraftwerken zusammen und geben eine Gesamteinspeiseprognose ab. Werden darüber hinaus Windräder und PV-Anlagen in einem solchen virtuellen Kraftwerk zusammengefasst, wirken sich auch Fehler in den Wettervorhersagen weniger stark aus. Daher können Großhändler die Managementprämie teilweise an den Kunden weitergeben und dennoch wirtschaftlich arbeiten.

Letzte Aktualisierung: 02.05.2012